Es gibt einen rührigen Verein in Deutschland, der sich bundesweit für Denkmalschutz, traditionelle Architektur und Rekonstruktionen einsetzt: Stadtbild Deutschland e. V.
Für den Regionalverband Mittelhessen ist Jan-Patrick Wismar im Rahmen des Vereins tätig. Ihm verdanken wir diesen Gastbeitrag:
Ab und an schreibe ich etwas, um euch einen Blick hinter die Kulissen meiner Vereinsarbeit zu geben, um euch meine Arbeit näher zu bringen und vorzustellen.
Immer wieder finden wir noch Bilder von nicht mehr existenten Gebäuden, welche in Teilen fast 1000 Jahre alt waren. Sie hatten Kriege, Gebietsverluste, Armut und Wandel überlebt. All diese Gebäude wurden in den letzten Jahren abgerissen. Wofür?
Für die Braunkohle. Für eine Form der Energie, welche längst überholt ist. Hierfür wurde und wird (bis 2045!) jahrtausende alte Geschichte ausradiert. Menschen verloren ihre Heimat. Verloren ihre individuelle Geschichte. All dies, was ihnen heimelig war. Für die Braunkohle.
Längst gibt es moderne Formen der Energiegewinnung. Kein Dorf, kein Dom, keine Altstadt muss unwiederbringlich für die dreckigste Energieform ever weggebaggert werden. Stellt euch vor, dies wäre euer Haus. Euer Dorf. Eure Stadt …
Mit dem Denkmalschutz ist hier ein wichtiger Baustein der Nachhaltigkeit (und damit Zukunftsfähigkeit) geschaffen. Es muss nicht immer das hochmoderne Neubaugebiet sein. Es muss nicht immer der XXL-Supermarkt auf der grünen Wiese sein. In all diesen Facetten muss in den nächsten Jahren ein Wandel stattfinden, sei es in der Energiegewinnung, der Siedlungsform oder dem Konsumverhalten.
Dazu können wir alle beitragen. Nehmt euch doch selbst als Beispiel. Wir leben in einem Land, in dem es uns wirklich gut geht, dies kann man auch zurückgeben. Die heimische Metzgerei, der Bäcker an der Ecke, der Gemüsehandel, welcher sich bei dem Wetter auf dem Wochenmarkt den Arsch abfriert, der kleine Fahrradladen an der Kreuzung … all diese geben einem mehr Dank und Anerkennung zurück, als die Ketten der Innenstädte.
In meiner Arbeit lege ich hier sehr viel Wert auf eine Harmonie zwischen Ökologie und Ökonomie. Denkmalschutz hat auch viel mit Nachhaltigkeit und Recycling zu tun. Man muss nicht die Grünen wählen, geschweige denn mit Filzlatschen auftreten oder als „Aussteiger oder Hippie“ gelten, um an die gemeinsame Zukunft zu denken.
Dies alles, geht uns alle an.
Jan-Patrick Wismar, Stadtbild Deutschland e. V., Regionalverband Mittelhessen
Bildnachweis:
Abrissbagger krallt sich in den Kirchturm
Fotograf: © Superbass
Quelle: commons.wikimedia.org
Lizenz: Creative Commons CC BY-SA 4.0
Bearbeitung: verkleinert und beschnitten auf 900 x 600 Pixel